Montag, 17. September 2007

Sixto "Sugar Man" Rodriguez



In der hier nachzulesenden Hitlist der 100 besten Drogenlieder steht auf Platz 34 ein interessanter Musiker, mit einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte. Sixto Rodriguez, oder auch "Jesus" Rodriguez, oder schlicht Rodriguez oder "The Sugar Man" genannt, brachte 1969 in seiner Heimatstadt Detroit eine Platte mit dem Titel Cold Factheraus, deren erstes Stück auch gleich sein erfolgreichstes sein sollte, mit dem er fortan in Verbindung gebracht wurde. "Sugar Man" ist inhaltlich einer Mischung aus einer Hommage an einen Drogendealer und subtiler Gesellschaftskritik:

"Sugar man, won’t you hurry
‘Cos I’m tired of these scenes
For a blue coin won’t you bring back
All those colors to my dreams"


Musikalisch mag man nicht nur bei diesem Stück zu Recht Einflüsse Bob Dylans vermuten. Eine akustische Gitarre, eine sehnsuchtsvolle, leicht kratzige Stimme und dazu dezent platzierte psychedelische Synthy-Effekte vermögen schnell alte Hippiegeister zu wecken...

Doch zurück zu seiner Geschichte: Seine 1. Platte war in den USA kein Erfolg. Seine 2. Platte "Coming From Reality" war gar noch ein größerer Flop, so dass Sixto Anfang der 80er seine Musikerkarriere an den Nagel hing - nicht wissend, welche "Revolution" er andernorts bereits ausgelöst hatte. In Südafrika nämlich hat vor allem Cold Facteinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Warum das so ist, das weiß bis heute keiner so genau. Ein kalter Fakt ist es aber, dass sich dort der Erfolg dieser Platte rasend schnell ausbreitete, so dass sie bald Platin-Status erhielt und Sixto zur Legende wurde - unter anderem auch deshalb, weil sich unter den südafrikanischen Fans das Gerücht verbreitete, dass er längst gestorben sei.

Einige dieser Fans müssen dann wohl eine Fanseite errichtet haben. Denn diese wurde 1997 von Sixto's Tochter Eva entdeckt. Diesem Umstand war es dann zu verdanken, dass der mittlerweile 55jährige, der quicklebendig und in seiner Heimatstadt als Sozialarbeiter tätig war, nach langer Musikerpause und 29 Jahre nach seinem Debutalbum auf seine erste Südafrika-Tour ging, die den Titel trug: "Dead Men Don't Tour: Rodriguez in South Africa 1998". Der Weg zum Erfolg ist eben nicht nur steinig, sondern manchmal auch kurvenreich.

Eine 4-teilige Reportage, die diesen Weg der (Wieder-)Entdeckung Sixtos ("Jesus") Rodriguez nachzuzeichnen versucht, gibt es bei Youtube zu sehen.

In dem 2006 erschienen Drogen-Beziehungs-Drama Candy - Reise der Engelhat es "Sugar Man" dann erstmals auch auf einen Soundtrackgeschafft.

Zum Abschluss gibt's dann auch den "Sugar Man" - zunächst im Original, visuell etwas aufgepeppt. Abschließend in der Versionvon Paolo Nutini - ebenfalls von 2006! Wer weiß, wieviele Wiederauferstehungen "Jesus" noch haben wird...:





mehr zu lesen und zu gucken:
- ein Artikel im "Telegraph"
- die offizielle Website
- weitere Videos

Freitag, 1. Juni 2007

God is an Astronaut

A kind of modern concept with an apocalyptic feel

Far from Refuge heißt das im April 2007 veröffentlichte Album des südlich von Dublin beheimateten Trios mit dem obskuren Namen, der seinen Ursprung in Nightbreed, einem Zombistreifen von Clive Barker hat, wie Niels Kinsella (Bass, Gitarre, Videos) erläutert: One of the characters (Peloquin) used the phrase: "God is an astronaut, Oz lies over the rainbow, and Midian ... is where the monsters live". We really liked "God is an Astronaut", it was kind of modern concept but with an Apocalyptic feel. We felt we could make music we wanted with this as the band name." (Hier die entsprechende Szene zum Nachsehen.)

Die Beziehung von Modernität und Apokalyptik ist überhaupt ein spezifisches Motiv von Post-Rock, zumindest, wenn er wie Godspeed You! Black Emperor, Mogwai, Jakob oder Explosions in the Sky klingt, um bloß einige Bands zu nennen... schon das namhaft gewordene Präfix ist die Signatur des Verdachts, dass nur davor etwas war, danach aber nichts mehr kommt, was eines Namens noch bedürfte.

Niels, der Bruder von Torsten Kinsella (Gitarre, Keyboard) vermutet einen kulturellen Zusammenhang zwischen Endzeitstimmung und Katastrophenlust: It is a kind of escapism to watch the destruction of the world on a screen. So many Hollywood films have this theme. Apokalyptische Faszination als Weltflucht muss sich dann auch mit einer gewissen Notwendigkeit - Far from Refuge - dahin bewegen, wo die traurigen Geschöpfe von Fragile leben oder vielmehr daran gehindert werden:



Fragile findet sich auf dem vorletzten Album All is Violent All is Bright (2006) - wie auch das gleichnamige Stück, von dem hier noch ein Video zu sehen ist, dessen Anfangs- und Schlusssequenz bestürzender sind als die cineastischen Kaskaden der Gewalt, die sie verbinden. We are not replacing lyrics with images, erklärt der Ire. Und das scheint nur konsequent zu sein, ist es doch nur ein schmaler Grat, auf dem das Wort sich hier noch bewegen kann, ohne Parole zu werden, die entweder selbst Teil der Gewalt oder, als reine Pose, so sinnlos ist, wie sie.



Schmal ist der Grad auf dem Kunst sich hier überhaupt bewegen kann, ohne eine Ästhetisierung des Terrors und des Politischen zu betreiben. Ästhetisierung der Politik ist nach Walter Benjamin das Kennzeichen des Faschismus. Und der Faschismus ist ein beispielloser Exzess des Katastrophischen. Wenn die Kunst sich seines Motivs annimmt - was kann sie dann mehr sein als der Versuch, ihn endlos hinauszuzögern: Eine Möglichkeit, in der Diskrepanz zwischen dem Leiden, das ihr zugrunde liegt und der Schönheit, die sie hervorbringt, einen Weg zu suchen, der die Faszination des Katastrophischen nicht erst in der Apokalypse des Wirklichen erleben muss?

Der erste Titel des neuen Album trägt den vieldeutigen Namen Radau, von dem nun noch ein schöner Live-Mitschnitt vom April 2007 (aktualisiert: 2009) zu sehen ist.



God is an Astronaut: Homepage | myspace | last.fm
Die Zitate stammen aus einem Interview vom 20. Februar 2006

Samstag, 26. Mai 2007

Teppichknüpfen mit Last.fm

Unter fleißiger Zusammenarbeit aller hier Beteiligten ist folgendes interessantes Produkt entstanden, dass ich Euch hiermit vorstellen möchte. Mal schauen, ob jeder seinen persönlichen Bereich wiedererkennt ;):