Freitag, 1. Juni 2007

God is an Astronaut

A kind of modern concept with an apocalyptic feel

Far from Refuge heißt das im April 2007 veröffentlichte Album des südlich von Dublin beheimateten Trios mit dem obskuren Namen, der seinen Ursprung in Nightbreed, einem Zombistreifen von Clive Barker hat, wie Niels Kinsella (Bass, Gitarre, Videos) erläutert: One of the characters (Peloquin) used the phrase: "God is an astronaut, Oz lies over the rainbow, and Midian ... is where the monsters live". We really liked "God is an Astronaut", it was kind of modern concept but with an Apocalyptic feel. We felt we could make music we wanted with this as the band name." (Hier die entsprechende Szene zum Nachsehen.)

Die Beziehung von Modernität und Apokalyptik ist überhaupt ein spezifisches Motiv von Post-Rock, zumindest, wenn er wie Godspeed You! Black Emperor, Mogwai, Jakob oder Explosions in the Sky klingt, um bloß einige Bands zu nennen... schon das namhaft gewordene Präfix ist die Signatur des Verdachts, dass nur davor etwas war, danach aber nichts mehr kommt, was eines Namens noch bedürfte.

Niels, der Bruder von Torsten Kinsella (Gitarre, Keyboard) vermutet einen kulturellen Zusammenhang zwischen Endzeitstimmung und Katastrophenlust: It is a kind of escapism to watch the destruction of the world on a screen. So many Hollywood films have this theme. Apokalyptische Faszination als Weltflucht muss sich dann auch mit einer gewissen Notwendigkeit - Far from Refuge - dahin bewegen, wo die traurigen Geschöpfe von Fragile leben oder vielmehr daran gehindert werden:



Fragile findet sich auf dem vorletzten Album All is Violent All is Bright (2006) - wie auch das gleichnamige Stück, von dem hier noch ein Video zu sehen ist, dessen Anfangs- und Schlusssequenz bestürzender sind als die cineastischen Kaskaden der Gewalt, die sie verbinden. We are not replacing lyrics with images, erklärt der Ire. Und das scheint nur konsequent zu sein, ist es doch nur ein schmaler Grat, auf dem das Wort sich hier noch bewegen kann, ohne Parole zu werden, die entweder selbst Teil der Gewalt oder, als reine Pose, so sinnlos ist, wie sie.



Schmal ist der Grad auf dem Kunst sich hier überhaupt bewegen kann, ohne eine Ästhetisierung des Terrors und des Politischen zu betreiben. Ästhetisierung der Politik ist nach Walter Benjamin das Kennzeichen des Faschismus. Und der Faschismus ist ein beispielloser Exzess des Katastrophischen. Wenn die Kunst sich seines Motivs annimmt - was kann sie dann mehr sein als der Versuch, ihn endlos hinauszuzögern: Eine Möglichkeit, in der Diskrepanz zwischen dem Leiden, das ihr zugrunde liegt und der Schönheit, die sie hervorbringt, einen Weg zu suchen, der die Faszination des Katastrophischen nicht erst in der Apokalypse des Wirklichen erleben muss?

Der erste Titel des neuen Album trägt den vieldeutigen Namen Radau, von dem nun noch ein schöner Live-Mitschnitt vom April 2007 (aktualisiert: 2009) zu sehen ist.



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Die Zitate stammen aus einem Interview vom 20. Februar 2006